Fragenkatalog der HeBüLi zum potenziellen Neubaugebiet „Auf dem Apfelgarten“
Die HebüLi begrüßt den nun einsetzenden Fortschritt bei der Umsetzung des Regionalen Entwicklungsplanes Südhessen und der sich daraus ergebenen Erschließung eines neuen Baugebietes in unserem Ort. Lange ist nichts geschehen, obwohl seit Jahren die Nachfrage an Wohnflächen vorhanden ist. Auch in unserem Ort hatten sich nunmehr über zwei Jahrzehnte doch einige bauinteressierte Bürger*innen ein Grundstück zur Verwirklichung ihrer Familienplanung gewünscht, ohne dabei den Ort verlassen zu müssen. Im Rahmen eines sogenannten „Einheimischen Modells“ sollten hier schon seit Jahren die Möglichkeiten für ca. 14 Bauplätze geschaffen werden
Da diese Pläne nunmehr überholt scheinen und ein völlig anderes Vorhaben geplant ist, ergeben sich für die Heftricher Bürger*innen viele Fragen, welche wir hiermit als Katalog zur Beantwortung an die Idsteiner Stadtverordneten, den Idsteiner Magistrat und den Bürgermeister der Stadt Idstein übergeben. Die Fragen in diesen Katalog richten sich an die Verantwortlichen, welche das Vorhaben und dessen Umsetzung mittelbar und unmittelbar, mit ihrer Abstimmung, ihrer Unterschrift oder ihren Entscheidungen, beeinflussen.
Sie soll Bedenken, Vorschläge und Überlegungen anregen, dieses Baugebiet nachhaltig, zukunftsweisend und einvernehmlich im Sinne der Bürger von Heftrich zu gestalten.
Zur besseren Übersicht, was uns alles im Einzelnen bewegt, wurden die Fragen in Sachgebiete untergliedert.
1. Umfang des Baugebietes und daraus abgeleitete Größenordnungen
Entsprechend den bisher vorliegenden Plänen ist an die Erschließung des Gebietes „Auf dem Apfelgarten“ von ca. 50.000 m2 gedacht.
Wenn bei der städtebaulichen Erschließung hierbei 25-30% der Fläche den Allgemein- und Verkehrswegeflächen notwendig werden dann stünden ca. 36.000 m2 zur privaten Bebauung zur Verfügung.
Wenn diese Fläche nun in Einzelbaugrundstücke von 400 m2 für eine Einfamilienhaus- bebauung aufgeteilt würde, entstünden 90 Bauplätze. Bei einem durchschnittlichen Haushalt von 3,5 Personen wäre dies ein Zuzug von mindestens 315 Bürger*innen nach Heftrich. Jegliche Verkleinerung der Grundstücksgrößen und jeglicher andere Bebauungsstil z.B. Mehrparteienhausbebauung würde diese Zahl weiter wesentlich erhöhen. Dies würde einen Bevölkerungszuwachs für Heftrich von ca. 20% + entsprechen.
Frage: Was ist hier wirklich geplant bzw. was soll vertraglich gesichert werden hinsichtlich Anzahl der Bauplätze, Größe der Bauplätze, Art der Bebauung?
Es ist vorgesehen, den Aufkauf, die Erschließung und den Verkauf der Baugrundstücke an eine private Erschließungsgesellschaft abzugeben. Dies ist angeblich für die Stadt „risikofrei“ was
die Vorfinanzierung aller Maßnahmen mit sich trägt und es müssen keine finanziellen Mittel durch die Stadt aufgewendet werden.
Frage: Wenn eine private Erschließungsgesellschaft die Bauplätze nach heutigen marktüblichen Preisen verkauft, wie wird bei den zu erwartenden Erschließungskosten dann die offensichtlich große Gewinnmarge so gedeckelt, dass entweder die Bauplätze zu erschwinglichen Preisen verkauft werden können bzw. zwingend notwendige Infrastrukturen für den Ort daraus mitfinanziert werden?
2. Ver- und Entsorgung des Gebietes
Die Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur des Ortes stößt heute schon an ihre Grenzen was die Zuleitungen von Strom, Wasser, Gas, Telekommunikation und die Ableitung von Schmutz und Regenwasser angeht. Dies ist im Besonderen dadurch gekennzeichnet, dass die Stromversorgung nicht überall die Einleitung von erneuerbaren Energien in das Netz ermöglicht, Ladestrom für zukünftige Elektrofahrzeuge nicht ausreichend zur Verfügung gestellt werden kann, die schnelle Internetanbindung nicht überall im Ort gewährleistet ist und die Ableitung von Oberflächen- und Regenwasser gerade unter den heutigen Wetterbedingungen oft überlastet ist.
Frage: Ist sichergestellt, dass das zukünftige Baugebiet mit einer Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur was die Zuleitungen von Strom, Wasser, Gas, Telekommunikation und die Ableitung von Schmutz und Regenwasser angeht, zukunftsträchtig ausgestattet wird und das bestehende Systeme des Ortes nicht zusätzlich belastet werden, sondern eher eine Entlastung erfahren und somit die Heftricher Bürger*innen im Nachhinein für nachträgliche Erweiterungsmaßnahmen nicht finanziell belastet werden?
3. Verkehrsinfrastruktur
Heftrich hat in den vergangenen Jahren eine moderate Erneuerung seiner Ortsstraßen erfahren. Auch wenn die Abfolge der Unterflurarbeiten zeitlich oft nicht optimal abgestimmt waren und neue Straßendecken wieder aufgerissen wurden, ist das örtliche Straßenbild bis auf einige Ausnahmen soweit in Ordnung. Der Zuwachs von 20% der Bevölkerung bringt allerdings auch einen Zuwachs von mindestens 20% Verkehr in der Bauphase, welche sich über Jahre zieht, noch weitaus mehr.
Frage: An welchen Stellen ist vorgesehen, das neue Baugebiet in das Ortsstraßennetz und das Landesstraßennetz einzubinden, sodass keine zusätzlichen Verkehr-, Lärm-, und Gefahren- belastungen entstehen?
Frage: Wie ist die zeitnahe Einbindung/Ausbau Heftrich’s in den öffentlichen Nahverkehr vorgesehen?
4. Bildung und Betreuung
Ein Einwohnerzuwachs von mindestens 20% wird hoffentlich auch einen Zuwachs von jungen Generationen beinhalten. Heftrich verfügt zwar über Kindergarteneinrichtungen, eine Schule, einen viel zu kleinen Spielplatz und einige Vereine für Spiel-, Sport- und Freizeitgestaltung, aber diese sind jetzt schon an einigen Stellen an ihrer Kapazitätsgrenze.
Frage: Erhebt die Stadt demografische Modelle, um die Situation für Bildung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen durch diesen Zuwachs darzustellen und die damit verbundenen Infrastruktureinrichtungen rechtzeitig einzurichten bzw. erweitern?
5. Soziale Infrastruktur
Heftrich verfügt über einige Vereine in welchen das Nachgehen von sportlichen-, kulturellen- und gemeinwohl-Interessen angeboten wird. Darüber hinaus wird es allerdings sehr dünn. Die Willi-Mohr-Halle“, welche durch Vereine und Schule genutzt wird und das Alte Rathaus stehen als Immobilien zur Verfügung. Das Seniorenleben beschränkt sich im wesentlich auf die Kirchengemeinde, ein viel zu kleiner Spielplatz für die viel zu große Kinderschar und ein kleiner Jugendraum für alle Heranwachsenden reichen nicht aus. Medizinische Versorgungs- einrichtungen gibt es gar nicht, wenn man mal von einer Tierarztpraxis absieht.
Frage: Wie stellt die Stadt sicher, dass die öffentliche soziale und medizinische Infrastruktur bei einer Ortsgröße von dann über 2.000 Einwohnern Rechnung getragen wird?
Frage: Welche zusätzlichen öffentlich zugänglichen Spiel- und Freizeiteinrichtungen werden zeitgleich errichtet?
6. Gewerbliche Infrastruktur
Heftrich ist ein Ort, an dem in den letzten Jahren Gasthäuser und Verkaufsläden aus dem Dorfbild verschwunden sind. Genau diese aber sind auch Treff- und Mittelpunkt von Austausch und aktivem Dorfleben. Bis auf einige Betrieb des handwerklichen Gewerbes ist Heftrich eine Schlafstadt geworden, von der man morgens zur Arbeit aufbricht und in die man abends zurückkehrt.
Frage: Welche Angebote wird die Stadt im Zusammenhang mit den neuem Baugebiet Gewerbetreibenden machen, um sich in Heftrich anzusiedeln, um für ein Gastronomisches- und Einzelhandelsangebot für die Bürger zu sorgen?
Wir möchten mit diesen Fragen anregen, dass unser Ort dieses neue Baugebiet als Chance wahrnimmt, unseren Ort zu einem wiederbelebten Stadtteil zu machen in dem ein ökologisches, ökonomisches und menschliches Zusammenleben den Menschen eine zukunftsträchtige Grundlage erhält. Dafür möchten wir alle kommunalen Entscheidungsträger gewinnen und glaubhaft verpflichten.
Wenn sie als interessierter Bürger weitere Fragen haben, können sie diese gerne an uns oder an den OBR Heftrich richten.